Sieboldshausen

Wappen-Beschreibung:
Der Schild ist von Blau und Gelb geteilt,. Oben ein weißer Gegenzinnen- Balken, unten ein halbes rotes Rad.
Begründung:
Das Wappenbild gibt einen Hinweis auf die früheren Besitz- und Herschaftsverhältnisse im Ort. Der Gegenzinnenbalken ist dem Wappen der Herren von Uslar entnommen. Das Rad verweist auf die frühere Zugehörigkeit des Ortes zum Erzbistum Mainz.
Sieboldshausen stellt sich vor
Ein Rundgang durch den Ort
Sieboldshausen: mit 1017 Jahren ältester Ortsteil der Gemeinde Rosdorf
ca. 900 Einwohner, Pendlerdorf
Ortsdurchfahrten Kreisstrasse K 30 und K 26
Westlicher Ortseingang
Wir betreten den Ort vom westlichen Eingang über die Sieboldstraße aus Richtung Volkerode. Das Ortsschild sagt uns: Wir sind in Sieboldshausen, Gemeinde Rosdorf. Bis zur Eingemeindung im Jahre 1973 stand hierauf: Gemeinde Sieboldshausen.
Dieser Teil der Straße wurde im Jahre 1976 neu angelegt, da die alte schmale Ortsdurchfahrt für Lastwagen, Busse und große landwirtschaftliche Fahrzeuge im Gegenverkehr nicht zu passieren war. Im Zuge dieser Strassenbaumaßnahme mußten zwei Häuser abgerissen werden. Sie wurden durch neue ersetzt.
Am Ortseingang rechts fällt uns eine von Bänken umstandene Eiche auf; wenn sie reden könnte, würde sie sagen: "Ich bin 1882 gepflanzt, gestiftet von der Realgemeinde aus Anlaß unserer 1000-Jahr-Feier. Bin ich nicht inzwischen ein prächtiger Baum geworden?" Ein paar Meter weiter bemerken wir auf der gleichen Seite einen Natur-Sandstein mit der Inschrift 981-1981 und dem Sieboldshäuser Wappen.
Auch dieser Stein erinnert an das 1000-jährige Sieboldshausen. Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus 981 und im Jahre 1982 feierten wir dieses 1000-jährige Bestehen während zweier Festwochen mit Konzert, Ausstellung, Grenzgang und einem großen, historischen Festumzug am Festwochenende.
Wir erreichen die Kreuzung Siebold-/Hessebergstraße. An dieser Straßenecke stand früher das Haus Linne, ein Gemischtwarenladen, in dem man alles mögliche kaufen konnte: Kleidung, Papierwaren, Schulartikel, Zeitschriften, Schmuck, Geschenkartikel, und, und und. Man nannte den Laden scherzhafterweise auch "Klein-Karstadt". Diese ist eines der Häuser die im Zuge des Straßenbaues abgerissen wurden. Auf der anderen Straßenseite befindet sich das von Frau Neugebauer betriebene Altenheim mit 6 Pflegeplätzen.
Rund um die Kirche
In der Hessebergstraße steht links unsere Martinskirche, die in mittelalterlicher Zeit Sitz eines Erzpriesters war und überregionale Bedeutung besaß.
Dieses ist auch an der Größe des Kirchengebäudes erkennbar, da früher eine 2-Turm-Anlage hatte. 1980 erfuhr die Kirche eine Grundrenovierung, bei der auch der Fußboden aufgenommen und archäologische Grabungen durchgeführt wurden. Man entdeckte alte Grabstätten ehemaliger Pastoren und deren Angehörige. Einzelne Grabplatten sind in der Kirche zu sehen. Die älteste datiert aus dem Jahre 1652.
Bei der 1996 durchgeführten Kirchturmrenovierung wurde auch die vergoldete Kugel mit dem Kreuz abgenommen und restauriert. Es ist üblich, bei einem solchen Anlaß die Kugel zu öffnen. Es befanden sich darin in einem Bleibehälter Berichte, Dokumente, Zeitschriften und Münzen aus alter Zeit. Der älteste Bericht datiert aus dem Jahre 1816. Mit zwei Berichten aus heutiger Zeit wurden die Unterlagen ergänzt und wieder in der neu vergoldeten Kugel deponiert.
Auf der nördlichen Seite der Kirche steht das Küsterhaus. Außer der Organisten- und Lehrerwohnung war hier früher die Grundschule untergebracht. Es ist heute zu kirchlichen Gemeinderäumen ausgebaut und dient kirchlichen Versammlungen und Veranstaltungen, wie Altennachmittage, und steht auch für private Feiern zur Verfügung.
Der Posaunenchor mit ca. 20 Mitgliedern trifft sich hier zu den Übungsabenden. Er wurde im Jahre 1978 neu gegründet und feierte in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum.
Auch vom DRK-Ortsverein werden die kirchlichen Räume genutzt. Er wurde 1957 gegründet und hat zur Zeit 57 Mitglieder, von denen 7 Mitglieder an der aktiven Vereinsarbeit teilnehmen. Wenn sich nicht neue Mitglieder finden, muß der Ortsverein wegen Überalterung ums Überleben bangen.
Unser Blick fällt auf das Pfarrhaus, einen imposanten Fachwerkbau. Trotz neuerlicher Strukturmaßnahmen ist uns erfreulicherweise in Sieboldshausen die Pfarrstelle erhalten geblieben.
Zwischen dem Pfarrhaus und der Thiestraße liegt unser schöner Thieplatz, von 7 großen Linden umstanden. Auf diesem Platz, Ort mittelalterlicher Gerichtsbarkeit, findet neben anderen Veranstaltungen jeden Sommer das Thiefest statt, das turnusmäßig von den Vereinen ausgerichtet wird.
Die Hessebergstraße bergauf
Wir gehen weiter die Hessebergstraße bergan und erreichen auf der rechten Seite das Feuerwehrhaus, erbaut im Jahre 1977 an der Stelle des alten Feuerlöschteiches. Im Obergeschoß ist in Eigenregie ein Versammlungsraum ausgebaut worden. Er dient den Zusammenkünften der Feuerwehr, steht aber auch Gästen für Feiern zur Verfügung.
Die neben dem Feuerwehrhaus stehende große Eiche ist in letzter Zeit als "Durstige Eiche" in die Schlagzeilen geraten, die der feuerwehr das Wasser streitig macht, wie das Fernsehen berichtete. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1946 neu gegründet.
Der aktiven Gruppe gehören 32, der Jugendwehr 21 Mitglieder an. Gesamtmitgliederzahl des Feuerwehrvereins 190. Gegenüber dem Feuerwehrhaus führt ein neu angelegter Aufgang zum Friedhof und zur Friedhofskapelle. Diese wurde 1978 erbaut, zum Teil in Eigenleistung und aus Spenden. Im gleichen Zeitraum wurde der Friedhof umgestaltet und 1995 meine Abteilung für Urnengräber angelegt.
Auf der Hessebergstraße weiter sehen wir vor uns das Ehrenmal oder Kriegerdenkmal mit den Gedektafeln der Gefallenen aus 2 Weltkriegen. Eine gute Gepflogenheit ist es, außer am Volkstrauertag auch am Vorabend der Kirmes hier einen Kranz zum Gedenken und zur Mahnung niederzulegen.
Hinauf zum Kuhberg
Den schmalen Weg entlang des Ehrenmals bergauf, der Straße "Am Kuhberg" folgend, kommt man zum Schützenhaus. Aus dem alten kleinen Haus ist hier nach zwei Um- und Anbauten eine Schießanlage, mit Aufenthaltsraum, vorwiegend in Eigenleistung, entstanden, die sich sehen lassen kann. Sie beherbergt 3 Kleinkaliberstände und 1 Luftgewehrstand. Im Aufenthaltsraum finden Schützentreffen und -feiern statt, und er wird außerdem an Gäste vermietet. Die Schützengruppe, die eine Sparte des Sportvereins ist, hat ca. 80 Mitglieder.
Gleich hinter dem Schützenhaus ist 1986 ein Grillplatz angelegt worden. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick über Sieboldshausen und das Leinetal. Dem Betrachter fallen verhältnismäßig großflächige Flurstücke auf, die im Rahmen der 1985 durchgeführten Flurbereinigung enstanden sind.
Im Zusammenhang mit dem Grillplatz muß die Kyffhäuser Kameradschaft erwähnt werden. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Platz zu pflegen und in gutem Zustand zu halten. Von ihr wird auch mit dem Angrillen im Frühjahr die Grillsaison eröffnet und mit dem Abgrillen im Herbst beendet. Die Kyffhäuser Kameradschaft, gegründet 1900, ist ein Verein mit 65 Mitgliedern, davon 9 Jugendliche.
Oberhalb des Grillplatzes befindet sich der Abbrennplatz für das Osterfeuer. Diese an jedem Ostersonntag stattfindende Veranstaltung wird seit Jahren vom Junggesellenverein organisiert, der dafür sorgt, daß ein großer Holzhaufen zum Abbrennen zur Verfügung steht und auch für das leibliche Wohl am Ostersonntagabend verantwortlich ist. Der Junggesellenverein wurde 1901 gegründet und hat z.Zt. 25 Mitglieder. Weiter auf dem Wege zum Wald steht seit 1992 ein neuer Sendemast, mit 61 m Höhe, der bei etlichen Einwohnern ein Unbehagen hervorruft.
Das Neudorf
Von dem jetzigen Standpunkt fällt unser Blick auf das unter uns liegende Dorfgemeinschaftshaus in der Steinbreite, einem in den 60er Jahren enstandenen Siedlungsgebiet. Es wurde im Jahre 1988 erbaut. Der Standort war umstritten, welches in der darauffolgenden Ortsratswahl der SPD die jahrzehntelange Mehrheit kostete, die sie jedoch nach 4 Jahren zurückgewann.
Das DGH, ein gut und zweckmäßig konzipiertes Haus, wird vielfältig genutzt: vom Sportverein mit den Gruppen Mutter-und-Kind-Turnen, Tischtennis, Gymnastik und Luftgewehrschießen; von der Kyffhäuser Kameradschaft zu Schießveranstaltungen, vom Heimatverein mit den Volkstanzgruppen, zu Versammlungen und natürlich mit der 216 qm großen Halle zu vielen Familienfeiern. In dem früheren Archivraum des Heimatvereins ist jetzt die Ortsbücherei eingerichtet.
Unterhalb des Dorfgemeinschaftshauses steht das 1956 erbaute Schulgebäude, in dem eine 2-klassige Grundschule untergebracht war. Im Zuge der Schulreform 1981 wurde sie geschlossen und beherbergt heute einen 2-Gruppen-Kindergarten. Ein im Untergeschoß befindlicher großer raum, der vor dem Bau des DGH's als Sportraum diente, steht seit 1989 der Jugend zur Verfügung und wird von ihr sehr gut angenommen. Außerdem befindet sich jetzt in diesem Hause ein kleiner Archivraum der Ortsheimatpflege und des Heimatvereins.
Die Schulstraße abwärts kommen wir an die Kreuzung Holzweg. Dieser Straße nach rechts folgend befinden wir uns in dem Neubaugebiet "Jägerberg-Süd" mit den Straßen Holzweg und Popenborn. Diese Siedlung wurde 1987 begonnen und hier sind in den folgenden Jahren 20 neue Häuser entstanden.
Das Unterdorf
Über den Holzweg in nördlicher Richtung kehren wir zurück in das Altdorf und biegen von der Sieboldstraße in die Straße "Am Sportplatz" ein, auf der wir nach ca. 200 m den Sportplatz mit dem 1973 erbauten Sporthaus erreichen. Hier ist das Domizil des SV Sieboldshausen von 1919 und mit 454 Mitgliedern der größte Sieboldshäuser verein. Er unterhält die Sparten Fußball, Gymnastik, Schießen, Tischtennis und Turnen.
Neben der Sportanlage ist 1985 ein Festplatz angelegt worden, auf dem u.a. jedes Jahr im August drei Tage lang unsere traditionelle Dorfkirmes gefeiert wird.
Über den "Krug" zum Biotop
Zurück auf der Sieboldstraße liegt nach 300 m rechts vor uns das gasthaus "Zum Krug". Wir sind froh, daß wir noch eine 'Kneipe' haben, denn sie ist trotz aller Vereinshäuser ein gesellschaftlicher Mittelpunkt und Stammlokal für viele Vereine und Gruppen.
Unser ältester Verein, der Männergesangverein von 1865, führt hier seine Übungsabende durch. Das Gasthaus 'Zum Krug' ist auch Vereinslokal des jüngsten vereins, des Heimatvereins, gegründet 1980. Er hat 135 Mitglieder.
Auf dem Saal des Gasthauses werden von den Laienspielgruppen des Vereins (Erwachsene, Jugend und Kinder) seit 16 Jahren jährlich viele Laienspiele aufgeführt, die über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt sind. Weitere Aktivitäten des Heimatvereins sind die Archivpflege, Volkstanz, Ausstellungen und jährliche Veranstaltungen zum Erntedanktag, zu Weihnachten und die Fußgänger-Rallye.
Hinter dem Gasthaus biegen wir rechts in den Rosenweg ein und kommen dort zu Feucht-Biotop, einem Teich, der inzwischen von üppigem Strauchwerk umwachsen ist. Er ist eine Ruhezone für Enten, manchmal auch Schwäne, und viele heimische Vogelarten. An sommerlichen Abenden ist von dort aus im ganzen Ort ein lautes Froschkonzert zu hören. Dieses Feuchtbiotop wie auch das Biotop auf dem Hesseberg wurden im Zuge der Flurbereinigung angelegt.
Auf einem gut ausgebauten Weg am Ortsrand erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt am westlichen Ortseingang.
Zum Schluß
Auf unserem Weg durch unser Dorf sind wir an vielen gewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben, Geschäften und Büros vorbeigekommen, die im einzelnen nicht alle erwähnt werden können.
Sieboldshausen hat sich gewandelt, auch noch in den letzten 25 Jahren. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben die 'Industrialisierung nicht überstanden. Einige haben sich spezialisiert auf Viehmast oder Ackerbau, andere Betriebsgemeinschaften angeschlossen. Es gibt heute noch 7 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe, davon zwei in Betriebsgemeinschaften eingebunden.
Der letzte Lebensmittelladen hat 1990 aufgegeben. Der Bedarf für die Einwohner, die nicht in Supermärkten einkaufen können, oder etwas vergessen haben, wird durch Verkaufswagen, ("Rollende Supermärkte") abgedeckt. Die Schule und die Poststelle wurden geschlossen.
Aber das Positive darf nicht unerwähnt bleiben. Es gibt 17 Handel- und Gewerbetreibende, Dienstleistungsbetriebe und Freischaffende, teilweise im Nebenberuf, mit insgesamt ca. 40 Arbeitsplätzen.
In dieser Zeit des harten Existenskampfes haben viele junge Sieboldshäuser den Mut gehabt, sich in den letzten Jahren selbstständig zu machen. Es gibt ein intaktes Vereinsleben mit vieln Angeboten für die Jugend.
Es gibt im großen und ganzen eine gute Dorfgemeinschaft, obwohl es leider bisher nicht gelungen ist, einen Teil der Neubürger in diese Gemeinschaft einzubeziehen.
Sieboldshausen ist ein Dorf, das lebt.
Text: Ute Franke