Rosdorf

Wappen-Beschreibung:
Im blauen Schild zwei silberne (weiße) Holzschlüssel mit runden Griffen, die Bärte nach außen gekehrt, im silbernen (weißen) Schildfuß ein blaues Wellenband.
Begründung:
Die Schlüssel stammen aus dem Wappen der Edelherren von Rosdorf. Das Wellenband versinnbildlicht die Rase, die in der Nähe Rosdorfs einer starken Quelle entspringt und den Ort durcheilt.
Blickpunkt Rosdorf
Rosdorf ist mit seinen 6.637 Einwohnern (Stand: 31.12.2007)die größte von elf Ortschaften der gleichnamigen Gemeinde und auch deren Kernort. Es liegt weniger als 5 km von Göttingen entfernt, ist ein beliebter stadtnaher Wohnort mit einer gut ausgebauten Infrastruktur und ein begehrtes Gebiet für die Ansiedlung von Gewerbe.
Die Stadtnähe hat schon früh den Ort geprägt. Die Vorteile dieser nahen Anbindung an städtische Bildungsstätten, Arbeitsplätze, Stadtkultur haben jedoch auch eine Kehrseite. Die ländliche Lebenswelt gerät immer mehr in ein Spannungsfeld zwischen neuen, städtisch-orientierten Lebenswelten und dem Wunsch, die eigene dörfliche Identität auch im Prozeß der gesamtgesellschaftlichen Veränderungen zu wahren.
Die Wechselwirkungen zwischen städtischem und ländlich geprägtem Raum sind heute unvermeidbar, man wird der zunehmend pluralistisch zusammengesetzten Bevölkerung und ihren durch Mobilität, Medien und anderen Alltagsveränderungen immer mehr städtisch geprägten Bedürfnissen und Verhaltensweisen Rechnung tragen müssen. Dennoch wird ein Unterschied zur städtischen Lebenswelt bleiben und das Anderssein ausmachen: ländliche Lebenswelt wird auch weiterhin geprägt sein durch kleine Einheiten und deren über Verwandtschaft, Nachbarschaft und Mitgliedschaft bestimmte Gemeinschaftsorientierung der kommunikativen und sozialen Beziehungen.
Rosdorf ist dabei, kleinstädtischen Charakter zu entwickeln. Diese Entwicklung nimmt sehr früh ihren Anfang.
Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ist der Ort stetig gewachsen. Durch die Ansiedlung von größeren Betrieben, den Ausbau der Bahnstrecke und die Eröffnung des Bahnhofs kamen immer mehr Menschen nach Rosdorf, um dort zu arbeiten und zu leben. 1882 waren 1000 ansässige Personen registriert, innerhalb von gut 100 Jahren hat sich diese Zahl verfünffacht. Die Integration neuer Bürgerlnnen und die Ausbildung einer entsprechenden Infrastruktur ist für Rosdorf kein neues Thema.
Nach dem 2. Weltkrieg, aber vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten, hat sich dieser ländliche Raum immer schneller strukturell verändert. Erschließungen neuer Wohngebiete und Gewerbe-Ansiedlungen zogen immer wieder steigende Einwohnerzahlen nach sich, eine kontinuierliche Entwicklung bis heute.
Im Zuge der bereits Mitte der 60er Jahre begonnenen Planungen für die Schaffung größerer Verwaltungseinheiten auf dem Lande wurde am 1.1.1973 per Landesgesetz die Einheitsgemeinde Rosdorf geschaffen. Rosdorf bot sich als größter im Südwesten Göttingens gelegener Ort dazu an, Verwaltungszentrum zu werden. Der Rosdorfer Gemeinderat hat sich 1968 für die Bildung einer Großgemeinde ausgesprochen, nicht zuletzt, um die drohende Eingemeindung nach Göttingen zu verhindern.
Es war auch schon im Vorfeld der Gebietsreform zur Entwicklung größerer struktureller Einheiten gekommen, wie z.B. dem Schulzweckverband Rosdorf, dem nach und nach alle Ortschaften der späteren Gemeinde angehörten. Alle weiteren Entscheidungen wurden auf die zukünftige Funktion des Ortes als Verwaltungszentrum hin getroffen, wie z.B. der Bau eines hinreichend großen Verwaltungsgebäudes in der Langen Straße.
Im Verlauf der letzten 25 Jahre standen immer wieder Maßnahmen im Kernort selbst an, die den Bedarf der gesamten Gemeinde mit ihren gut 11.000 Einwohnern im Blick haben mußten, das bedeutet, daß ein großer Teil der öffentlichen infrastrukturellen Angebote wie Schulen, Kindergärten, Gemeindezentrum, Gemeindefeuerwehr, Gemeindejugendpflege, Sozialstation, Gemeindebücherei, Polizei, Post und nicht zuletzt die gesamte gemeindliche Verwaltung sich im größten Dorf konzentrierten.
Spätestens seit Ende der 60er Jahre hat sich das Ortsbild Rosdorfs durch den Bau neuer großer Wohngebiete um den alten Dorfkern herum aber auch durch die Einfügung von Wohnbebauung in den alten Siedlungskern stark verändert, die traditionelle Fachwerkarchitektur wurde durch moderne Wohnbebauung abgelöst.
So wird der Wandel vom agrarisch-handwerklich orientierten Dorf zu einer modernen Wohngemeinde auch optisch sichtbar. Als Symbol für den Wandel kann das kommunale Gemeindezentrum gelten, das sich im Ortskern Rosdorfs, nahe der Kirche befindet. Es wurde 1988 erbaut und integriert alte dörfliche Bausubstanz in einer modernen Architektur.
Die Kommune bietet heute ihren Einwohnern neben den ausreichend vorhandenen sozialen Einrichtungen des täglichen Lebens mit einem Freibad, zwei Sporthallen, zahlreichen Sportanlagen und der traditionellen Vereinskultur eine Menge an Auswahlmöglichkeiten.
Wer von Süden oder Südwesten nach Göttingen gelangen will, durchquert Rosdorf. Vielen erschließt sich der Ort nur über diesen Verkehrsweg. Eine Wahrnehmung die sehr eingeschränkt ist. Die meisten Durchfahrenden, aber auch ein guter Teil der neuansässigen Bürgerlnnen, kennen nur das Hauptstraßenbild Rosdorfs. Die vielen sehens- und liebenswerten Ecken dieser Ortschaft lassen sich erst auf den zweiten Blick erkennen.
Sie zeigen, daß der Ort noch einen Teil seiner ursprünglichen dörflichen Struktur hat bewahren können, obwohl die Landwirtschaft relativ früh ihre prägende Rolle verloren hat.
Text:
Margret Münzel