Settmarshausen
Zur Vorgeschichte der Eingemeindung
In der Gemeinderatssitzung vom 21.8.1970 im Tulpenhof wurde bereits lebhaft über die Vor- und Nachteile der anstehenden Gebiets- und Verwaltungsreform im Landkreis Göttingen mit den Gemeindemitgliedern gesprochen.. Am 11.1.1971 fand dann im Gasthof "Zur Linde" eine Gemeindeversammlung statt, an der sich 65 Bürger des Ortes, der damalige Oberkreisdirektor Dr. Kellner, die Gemeindedirektoren Morgenstern, Becker, Rehmet und die Gemeinderatsmitglieder Settmarshausens beteiligten.
Nach intensiver Diskussion ließ der Bürgermeister Otto Bergmann ein Meinungsbild zum Zusammenschluß der Gemeinden erstellen. In der öffentlichen Abstimmung votierten 26 mit Ja, 2 mit Nein, und 20 enthielten sich der Stimme.
Am 15.3.1971 wurde dann in geheimer Abstimmung der endgültige und offizielle Beschluß gefaßt, mit Rosdorf eine Großgemeinde zu bilden. 8 Ratsmitglieder stimmten für, eines gegen den Anschluß.
Zwischenzeitig wurde der Rosdorfer Gemeindedirektor Morgenstern zum stellvertretenden Gemeindedirektor von Settmarshausen a1s Ehrenbeamter bestimmt, so lange, bis die Verwaltungs- und Gebietsreform in Kraft trat. Bis zur Eingemeindung war Otto Bergmann Bürgermeister und Gemeindedirektor, er wurde auch nach der Gebietsreform der erste Ortsbürgermeister Settmarshausens. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod 1986 inne. Nachfolger von Otto Bergmann war bis 1991 Rolf Ralle, seit 1991 ist Brunhild Ralle Ortsbürgermeisterin.
Veränderungen durch Baumaßnahmen
Die wichtigste Baumaßnahme, die der Landkreis Göttingen durchgeführt hat, war der Ausbau der Ortsdurchfahrt im Zuge der Kreisstraße 34. Mit dem Ausbau dieser Straße, der Verohrung der Beeke und der Anlegung eines Fußweges ging 1976 endlich ein Wunsch in Erfüllung, um dessen Realisierung sich Rat und Verwaltung auf Drängen der Bevölkerung schon fast 10 Jahre bemüht hatten. Die im damaligen Sinne zur Schaffung einer erhöhten Verkehrssicherheit begradigte Straße ärgert heute viele Anlieger, weil sie doch viele Autofahrer zum Rasen verführt. Geschvvindigkeitsbeschränkungen, verkehrsberuhigende Maßnahmen und ein Rückbau werden heute gefordert.
Von der Gemeinde Rosdorf wurden auf Antrag des Ortsrates in den letzten 25 Jahren ausgebaut bzw. verbessert: Der Gemeindeverbindungsweg Olenhusen - Groß Ellerhausen, der Gatzenberg, die Alte Heerstraße, der Stadtweg, die Osterbergstraße, der Sahlbachwinkel und der Fußweg von der Osterbergstraße zum Kindergarten.Natürlich war Settmarshausen auch im Wohnungsbau tätig, so wurden in den vergangenen Jahren die Baugebiete Strautweg, Auf dem Strautberg und Neue Heerstraße geschaffen.
Wasserversorgung
Das Thema "Wasser" beschäftigte die Einwohner/innen von Settmarshausen und die Gemeindeverwaltung in Rosdorf bis zum Jahre 1993 ganz besonders. Ständige Rohrbrüche in der Siedlung und auch in der Förderleitung vom Brunnen zum Hochbehälter sorgten häufig für eine Unterbrechung der Wasserversorgung. Das Dorf war mehrfach auf dem Trockenen. Besonders schlimm war es in den Jahren 1987/88. Neben den Rohrbrüchen gab es zusätztiche Probleme mit der Pumpe im Tiefbrunnen Rischenkrug. Die Bevölkerung mußte mehrmals durch die Feuerwehr mit Wasser versorgt werden, weil kein Tropfen mehr aus dem Wasserhahn kam. Ein Einwohner der Jahnstraße, der mit Eimern und Wannen vor seinem Haus auf die Feuerwehr wartete, berichtete gegenüber dem "Blick" am 17.8.1988: Ich bin 1974 hierher gezogen, seitdem kenne ich das Theater. Ständig gibt's hier Rohrbrüche.
Der Ortsrat hat daraufhin am 13.5.1988 die Gemeinde aufgefordert, zu prüfen, wie schnellstmöglich die Wasserversorgung in der Siedlung sichergestellt werden kann. In den Jahren 1989/90 erfolgte dann die Erneuerung der gesamten Wasserleitung in der Siedlung. Zu den Gesamtkosten von rd. 1 Mio. DM wurden der Gemeinde erfreulicherweise Strukturhilfemittel des Bundes in Höhe von 460.000 DM bewilligt.
Iri der gleichen Zeit, nämlich 1989/90, stellte sich heraus, daß der Nitratgehalt des Trinkwassers aus dem Brunnen Rischenkrug den Grenzwert von 5O mg/l mehrfach überschritten wurde. Der Verwaltungsausschuß der Gemeinde Rosdorf hatte deshalb beschlossen, die Orte Settmarshausen und Klein Wiershausen an die Brunnen in Tiefenbrunn anzuschließen und den Brunnen Rischenkrug stillzulegen. Gleichzeitig wurde den EItern von Kindern im 1. Lebensjahr eine Pauschale von 30,- DM/Monat und Kind bewilligt, die zur Nahrungszubereitung Selterwasser gekauft haben.
Mit den Arbeiten zur Verlegung der Transportleitung von Tiefenbrunn zum Hochbehälter Klein Wiershausen einschließlich der Pumpstation in der Nähe des Schützenhauses wurde 1991 begonnen. Ende 1992 konnte die Wasserlieferung von Tiefenbrunn zum Hochbehälter Klein Wiershausen aufgenommen werden. Seit dieser Zeit wird Settmarshausen und auch Klein Wiershausen mit Trinkwasser aus Tiefenbrunn versorgt. Der Brunnen in Rischenkrug ist nicht zugeschüttet, sondern lediglich stillgelegt worden. Er wird für eine Notversorgung aufrechterhalten. Der Wasserverband Tiefenbrunn, der diese Leitung gebaut hat, mußte hierfür 1.475.600 DM aufwenden.
Schule
Seit dem Sommer 1978 gibt es in Settmarshausen keinen Schulbetrieb mehr. Mit der Pensionierung des letzten Hauptlehrers, Egbert Sagasser, fahren die Schulkinder nach Rosdorf zur Schule.
Das ältere der beiden ehemaligen Schulgebäude wurde 1978 verkauft und wird heute privat als Wohngebäude und als Filiale der Raiffeisenbank genutzt:
Das im Jahr 1954 eingeweihte neue Schulgebäude wurde 1990 - 92 zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut und erweitert. Hier ist auch seit 1980 die Bücherei untergebracht. Im Zuge des Umbaus wurde gleichzeitig der Jugendraum eingerichtet.
Kindergarten
Der evangelische Kindergarten Settmarshausen konnte in diesem Jahr sein 40jähriges Jubiläüm feiern. Aus alten Ställen entstand 1958 einer der zu der damaligen Zeit schönsten Kindergärten im Ländkreis Göttingen (1958 gab es im Landkreis Göttingen 16 Kindergärten). Damals warteten 38 Kinder auf die Fertigstellung der Räume auf dem Hof des Pfarramtes. Sie wurden von "Tante Dorothee" und ihrer Helferin Susanne betreut.
Ende 1975 konnte in dem neu errichteten kirchlichen Gemeindehaus der zweite Kindergartengruppenraum eröffnet werden. Das Landesjugendamt hatte zuvor schon mehrfach die Aufteilung der großen Kindergartengruppe in dem doch recht kleinen Raum gefordert. Deshalb entschied sich 1974 der Kirchenvorstand zusammen mit Pastor Perrey für den Neubau des Gemeindehauses, in dem auch die notwendigen neuen Räume für den Kindergarten geschaffen wurden.
Friedhof
Der Friedhof Settmarshausen, der von der Kirchengemeinde angelegt und bis 1990 auch unterhalten wurde, gehört jetzt der Gemeinde Rosdorf. Bereits 1975 hatte der Kirchenvorstand unter Leitung des damaligen Pastors Perrey die Übernähme des Friedhofes durch die Gemeinde Rosdorf beantragt. Nach der Übernahme wurde die Friedhofskapelle innen und außen renoviert und im letzten Jahr die großen Birken durch Rotdorn ersetzt. Werner Müller ist, zur allgemeinen Zufriedenheit, seit 1995 für die Pflege und Unterhaltung des Friedhofes zuständig.
Handwerk und Gewerbe
Der Strukturwandel in diesem Bereich machte auch vor Settmarshausen nicht halt. So wurde 1979 das Lebensmittelgeschäft Schwarz an der Alten Dorfstraße geschlossen. In diesen Räumeri befindet sich heute ein Friseur-Studio und ein Kosmetiksalon. Auch die Milchannahmestelle, die Poststelle und. das Gasthaus "Henneke" gehören der Vergangenheit an. Auch die Bäckereien Lutze, Müller und Schendel haben vor einigen Jahreri geschlossen. Geblieben ist der Fuhr- und Baggerbetrieb Albert Nolte, die Gasthäuser "Zur Linde" und "Zum Tulpenhof" sowie das Lebensmittelgeschäft Lutze.
Seit 1971 befindet sich an der Alten Heerstraße die Firma Winrich Patzke, Gartengestaltung und Rosenkultur. Viele Settmarshäuser werden sich auch noch an die Firma Musterschmidt erinnern, die ihren Betrieb 1964 im Saal des Gasthauses "Zur Linde" aufnahm, darnn in den Keller des Tulpenhofes umzog, um bis 1982 den Betrieb mit bis zu 15 Mitarbeitern im Alten Schulgebäude weiterzuführen.
Eine Autosattlerei und Polsterei wurde am 01.03.1979 auf dem Grundstück "Alte Heerstraße 18" von Herrn Helmut Sucher eröffnet.
1993 wurden der Elektrobetrieb Ralf Rümenap und 1997 die Glaserei Marc Pieper gegründet.
Die Firma Nolte & Grzeszik GmbH, Feinoptische Werkstätten, übernahm 1971 das Gebäude der Bäckerei Schendel in der Alten Heerstraße. 1998 zog die Firma nach Grone. Eine Erweiterung des Firmengebäudes in Settmarshausen scheiterte. In den hiesigen Räumen der Firma Nolte & Grzeszik Gbr befindet sich jetzt noch eine kleine Versuchsabteilung.
Olenhusen
Das 1966 gebaute Tiefkühlwerk zur Verarbeitung und Frostung von in der hiesigen Region angebautem Gemüse wie Erbsen, Bohnen und Rosenkohl und von diversen Bio-Gemüsen zur Verarbeitung von z. B. Hipp-Babynahrung mußte 1992 geschlossen werden, weil das gesamte Gebiet um Olenhuseh zum Wasserschutzgebiet erklärt wurde und somit ein Verregnen des Gemüsewaschwassers auf Grünland und Acker nicht mehr zuiässig war.
Seit 1979 beliefert der Heidi-Tiefkühldienst unter dem Namen Botterbloom die Region mit ihren Tiefkühlerzeugnisseri. Der landwirtschaftliche Betrieb in Olenhusen wurde 1973 durch einen Pferdepensionsbetrieb mit 50 Boxen und dem Bau einer Reithalte ergänzt.
Vereine
In Settmarshausen wurde und wird das Vereinsleben groß geschrieben. Die Vereine tragen in erheblichem Maße zum gesellschaftlichen Leben und zum Zusammenhalt der Bevölkerung bei.
Turn- und Sportverein
Der TSV Settmarshausen, 1946 gegründet, ist mit seinen heute 480 Mitgliedern der größte Verein des Ortes. 1973 hatte der Verein 268 Mitglieder mit drei aktiven Abteilungen: Fußball, Gymnastik für Frauen und Tischtennis. Heute verfügt das sportliche Angebot des Vereins außerdem über die Sparten Damenfußballmannschaft, Badminton, Darts, Kinderturnen, Rhythmische Gymnastik und Schwimmen.
In diesem Jahr feiert der TSV das 25jährige Bestehen der in ca. 14.000 Stunden Eigenleistung erstellten Sporthalle. Diese vereinseigene Sporthalle galt damals als Modellfall im Sportstättenbau im gesamten Landkreis Göttingen. Die ehemalige selbständige Gemeinde Settmarshausen stellte das Grundstück hierfür in Erbpacht zur Verfügung und bewilligte einen Zuschuß von 40.000 DM. Die Restfinanzierüng stellte die Gemeinde Rosdorf durch einen weiteren Zuschuß und durch Übernahme der Erschließungskosten sicher.
Der TSV ist außerdem Ausrichter der jährlichen Volkskirmes. An den sehenswerten Kirmesumzügen beteiligen sich viele Bewohner/innen, Vereine, Einzelgruppen und auch regelmäßig der Kindergarten.
Freiwillige Feuerwehr
Die Freiwillige Feuervvehr erweiterte und erneuerte das Feuerwehrgerätehaus in den Jahren 1972/73 mit erheblichen Eigenleistungen. 1987 beschaffte die Gemeinde Rosdorf ein neues Feuerwehrfahrzeug, das noch heute in Betrieb ist.
In den letzten 25 Jahren bekämpfte die FF Settmarshausen erfolgreich drei Großbrände: 1974 im Haus Müller , Klein Wiershausen, 1976 im Haus Obermann, Rischenkrug und 1988 im Haus Klöppner in Settmarshausen.
Der Feuerwehrverein richtet jedes Jahr das immer gut besuchte Altdorffest vor dem Dorfgemeinschaftshaus aus.
Schützenverein "Gut Schuß"
Der Schützenverein, der seine Mitglieder auch aus Klein Wiershausen hat, richtet zur jährlichen Kirmes das Kirmesschießen aus. Es werden um die Titel Volksschützenkönig/in und Volksjugendkönig/in und um das Kleinod geschossen.
Das Kleinod ist eine absolute Preziose, die ältesten Jahreszahlen auf den Plaketten stammen aus dem Jahr 1684. 1852 ist als erster Name C. L. Hundt genannt. Nur Settmarshäuser und Klein Wiershäuser dürfer um diese Trophäe schießen.
Der Verein veranstaltet auch das jährliche Pokalschießen der Vereine, hierbei beteiligen sich alle örtlichen Vereine und auch einzelne Gruppen.
Weitere Vereine
Die anderen Vereine Settmarshausens sollen nicht unerwähnt bleiben. So gibt es seit 1971 einen Polizeihundverein, der seit Jahren für die Bewirtung am Osterfeuer sorgt: Die Kyffhäuserkameradschaft, der Posaunenchor und ein neuer Kirchenchor sind ebenfalls aktiv.
Der Gesangvereiri Settmarshausen hat im Jahr 1984 sein 100jähriges ßestehen gefeiert. Nach dem Tode des langjährigen Chorleiters Egbert Sagasser hatte der Verein Schwierigkeiten, einen geeigneten Nachfolger zu finden und zu finanzieren. 11 Jahre später wurde in einer Generalversammlung die Auflösung des Vereins, hauptsächlich aufgrund fehlender männlicher Stimmen, beschlossen.
Bis 1997 gab es eine sehr aktive DRK-Seniorengruppe. Sie betreute die älteren Mitbürger/innen, führte einen monatlichen Kaffeenachmittag durch und organisierte die Weihnachtsfeiern zusammen mit dem Ortsrat. Über das DRK wurde 1991 eine Frauentanzgruppe ins Leben gerufen, in der zur Zeit 16 Mitglieder sind.
Waldschwimmbad Settmarshausen
Daß die Settmarshäuser auf ihr Freibad besonders stolz sind, muß nicht extra erwähnt werden. Die Mitglieder des Ortsrates mußten sich in den letzten 25 Jahren des öfteren mit dem Freibad beschäftigen. Um die Wasserverluste einzudämmen, wurde 1977 die Folie im Schwimmbecken erneuert. Nachdem dann seit 1988 mehrere Jahre Einnahmen aus den Freibadfesten angesamimelt worden sind, konnte 1991 ein Schwimmbecken für die Kleinen gebaut werden. Im Sport- und Kulturausschuß der Gemeinde Rosdorf wurde allerdings bereits bei den Haushaltsberatungen 1985 über die ,Schließung des Freibades nachgedacht.
Dieser Fachausschuß hat dann 1994 festgelegt, nur noch die Sachausgaben für das Freibad bereitzustellen und mit dem TSV über die Übernahme der Badeaufsicht zu verhandeln.
Die Verhandlungen verliefen erfolgreich und führten dazu, daß dem TSV zum 1.4.1994 das Freibad "übertragen" wurde. Seit dieser Zeit kümmert sich die ARGE Freibad sehr intensiv um die Erhaltung, Renovierung und den Ausbau des Waldschwimmbades.
Ein Blick in die Zukunft
Zusammenfassend kann man festhalten, daß die ehemals selbstständige Gemeinde Settmarshausen allein nie die ausreichenden Finanzmittel gehabt hätte, um das zu finanzieren, was in den letzten 25 Jahren geschaffen wurde. Das heißt aber nicht, daß wir wunschlos glücklich sind. Für die Zukunft wünschen wir uns eine zügigere Ausweisung von Baugebieten, da viele junge Familien wegziehen, weil sie hier nicht bauen können. Die Busverbindungen des öffentlichen Personennahverkehrs haben sich seit den 50er Jahren kaum verändert. Hier besteht für die Gemeinde Rosdorf ein großer Handlungsbedarf. Ein Rad- und Wanderweg, der eingebettet werden muß in das Wanderwegenetz der Gemeinde, steht auch noch auf der Wunschliste.
Zusammengestellt von Hans-Jürgen Böhm, Brunhild Ralle, Reinhard Schwarz